Wisst ihr, was das ist?
Es ist unser Bett. Klar, doof seid ihr nicht.Das Bett meines Mannes und meines. Zuletzt stand das so vor 2 Jahren da. Okay, ohne Stoffhasenspieluhr und Kinderbücher. Ein bisschen weniger zerknittert und weniger ramponiert vielleicht, sich nicht plötzlich doch wieder so groß im Raum fühlend und ohne Ahnung davon, wie es ist, 2 Jahre lang nicht, NIEMALS, keine einzige Nacht in Ruhe durchschlafen zu können - und: ohne Beistellbett.
Das steht jetzt nämlich nicht mehr.
Die perfekte Liegeposition
Schon vor unserem Urlaub überlegte ich hin und her, ob wir es nicht einmal versuchen sollten, ob Ben in seinem eigenen Bett, ohne Möglichkeit, sofort wieder rüber krabbeln zu können, besser schläft. Mir fiel nämlich auf, dass er abends, wenn wir dann nachkamen, meist so halb wach wurde und dann eben, kaum war bei uns dann endlich Ruhe, die Kontaktlinsen draußen und das Licht aus, aufwachte. Super nervig für mich, denn kennt ihr das? Da liegt man eeeeendlich bequem, hat DIE perfekte Liegeposition gefunden, und keine 10 Sekunden nachdem man "haaaach, Bett..." dachte, jammert ein kleiner Mensch neben einem und dann ist es vorbei mit dem Liegekomfort. Ich verbrachte meine Nächte dann wieder zunehmend auf einer Seite liegend, so dass auch bloß jeder alleine an die frische Milchbar gelangen kann (es aber alleine sowieso nicht tut) und ließ es über mich geschehen, den Rest der Nacht weiter unbequem zu liegen, denn wehe, ich habe mich wieder bequem weggedreht... Sofort gabs Protest!Also dachte ich, wenn er gar nicht erst in Versuchung gerät, dann.. das wäre ja was... mal schauen, wie es ist im eigenen Bett. Ich sprach das mal laut aus, nachdem meine liebe Freundin ihre gleichaltrige Tochter mal probeweise ausquartierte.
Erstmal noch barfuss den Mount Everest besteigen!
Wochenlang nachts aufstehen, rüber gehen, heulendes Kind beruhigen. Vielleicht aufgeben, Bett wieder umbauen, Gewissheit haben, es sei zu früh. So habe ich mir das vorgestellt, diese Sache mit dem eigenen Bett. Ich dachte, lieber wäre mir, das Ganze ohne Theater, ohne Weinen, wenn er selbst will. Und überhaupt: Familienbett ist doch so super. ICH will ja auch nicht alleine schlafen, ich dreh ja schon am Rad, wenn der Mann mal später heim kommt und so. Mochte ich noch nie, alleine im Bett, und so ein kleiner Mensch, der noch gar nicht weiß, dass nachts wirklich keine Monster kommen, der wohl erstrecht nicht...Dann beschlossen wir, das Ganze nach dem Urlaub anzugehen, denn 2 Wochen umgewöhnen, um dann 10 Tage wo anders alles wieder anders zu machen um dann zuhause wieder anders zu machen - das schien uns doch reichlich blöde. Und, ehrlich gesagt, "nach dem Urlaub" schien mir so weit weg, dass ich damit leben konnte. Es fühlte sich ein bisschen an wie "in 5 Jahren. oder in 8. aber jetzt noch nicht. Erst musst du noch barfuss den Mount Everest bestiegen haben. Auf einem Bein. Und dann denken wir einfach nochmal drüber nach."
Papierwände und leere Luftballons
Ben war im Urlaub - explizit sein Schlafverhalten- wie erwähnt eine Katastrophe. Wir quetschten uns zu zweit auf 90 cm Federkern, rechts neben uns das Babybett, das super zum Hinein- und Hinausklettern war, aber nach einer Stunde Schlaf darin bereits ein Geschrei und Gewimmer daraus hervorging, dass wir es nach der ersten Nacht, der Nachbarn und spanischen Papierwände zuliebe, sein ließen. Links der Mann, eine Matratze höher, weil ihn die Federkerne so pieksten und somit keine Gelegenheit für mich, nachts mal ein Bein auf seine Seite zu schmuggeln, um mich nicht ganz so zu quetschen.Nach nächtlichem 2 Stunden Rhythmus - wenn überhaupt -hing er meist ab 5 Uhr an meiner Brust. Und zwar so saugend, dass es weh tat, weil ich merkte, da kommt auch nix mehr raus. Und saugt mal die Luft aus einem leeren Luftballon. Der stülpt sich bestenfalls noch in sich selbst bzw in euren Mund um. Und so fühlte sich das an. Ich wollte nimmer, und jedes mal, wenn ich mich wegdrehte, schrie Ben wie am Spieß. Aber ich wollte auch keine spanischen Jugendämter oder spanischen Nachbarn am Hals haben und ein bisschen Schlaf abbekommen, also ließ ich es -ungern- zu.
Ich wusste, dass ich SO zuhause NICHT weiter machen werde. Und dass meine Nachbarn daheim, zumindest die, die zu den (nicht so vielen) noch gut hörenden gehören, Unglück zumindest gewohnt sind, in 2 Jahren, in denen mal er, mal ich lauter wurde, noch keiner das Jugendamt verständigt hat.
Wutzwerg
Und dann war der Urlaub zu ende, und wir mussten auf Mallorca am letzten Morgen Ben wecken. Er hatte also keine Möglichkeit mehr zu stillen, denn ich war schon auf und lag nicht neben ihm. Er war auch so überrumpelt vom Wecken und aufstehen, dass es ihn nicht gestört hat oder er danach fragte. Als wir nachmittags zuhause waren, versuchte ich, ihn nochmal hinzulegen. Ich wollte aber - nicht für immer, aber für den Moment, nicht stillen. Auch ich hatte einen anstrengenden Flug hinter mir und die letzten Nächte hingen auch mir noch in den Knochen. Ich wollte nicht weitermachen, wo wir aufgehört hatten. Also saß ich in meinem Bett und setzte Ben in seines. Ich sang, machte ein Hörspiel an und wenn er "Miiilch?" fragte, sagte ich, dass er gerade keine haben kann, weil sie leer ist und es mir weh tut. Er trank Wasser, und dann wurde er wütend. Er verhielt sich nicht wie ein Kind, das Hunger oder Durst oder Angst hat und Nähe braucht, sondern wie ein trotzendes Kind voller Zorn und Wut. Er kreischte los, schrill und mit aller Kraft, versuchte mich zu kratzen, ich setzte ihn wieder rüber, streichelte, sang, Hörspiel usw. Immer wieder. Eine Stunde lang. Ich dachte, wenn ich JETZT nachgebe und ihn an die Brust lasse, ist die letzte halbe Stunde total für'n Popo gewesen,...Er litt nicht, er war nur einfach stinkesauer. ich habe ihn auch nicht alleine oder schreien gelassen, ichbot immer wieder streicheln, vorlesen, singen... an. Zwischenrein sagte er mir dann "Din" (Wasser trinken) oder "Hanni Nanni" (Hörspiel anmachen) ganz normal, setzte sich auf, spielte am Radio, bis ihm wieder einfiel, dass er eigentlich sauer ist, dann holte er Luft und schrie wieder los. Es flossen keine Tränen. ... Und ich ertrug es an dem Mittag ganz gut. Nach einer Stunde setzte er sich auf, zeigte auf die Tür und fragte, ob wir aufstehen. Ab da war, als sei überhaupt nichts gewesen.
Am Abend sagte mein Mann plötzlich "ach, weißt du eigentlich, was wir noch machen müssen?" Ich dachte, er meint Betten frisch beziehen oder was man eben so macht, wenn man aus dem Urlaub kommt. Aber er meinte die Sache mit dem Bett umstellen, und ich hatte ein bisschen gehofft, er habe es vergessen, denn ich hatte es ganz vergessen und hätte nicht mehr daran gedacht. Aber wir stellten das Bett um ("wir werden schon sehen, was wir davon haben...") und mein Mann brachte Ben am Abend ins Bett. Er hatte noch Urlaub und so war er für die ersten Nächte zuständig, da er bei mir ja sonst gleich wieder stillen wollen hätte!
Bäm!
Die erste Nacht war so ungewohnt. Das Bett so groß, plötzlich konnte ich normal in mein Bett einsteigen, es war heller und das Schlafzimmer kam mir riesig vor. Ich dachte, wir werden kein Auge zu tun, das Kind herumtragen müssen, vor seinem Bett sitzen, uns heiser singen.Ben meldete sich in dieser Nacht 3 mal. Mein Mann ging rüber, reichte ihm Wasser, streichelte, redete mit ihm, und Ben schlief wieder ein. Ohne Geschrei, ohne Theater. Ich wachte natürlich auch jedes Mal auf, meine Ohren waren sowieso hellwach, jedes Mal wenn Ben sich meldete, war ich schneller als das Babyphon und stupste meinen Mann an.
Die zweite Nacht schlief Ben durch. BÄM! Das hat er noch nie. NIE NIE NIE NIE. 5 Stunden hatten wir mal am Stück. Einmal oder zweimal. Einzelfälle.
Die dritte Nacht meldete er sich einmal. EIN MAL.
Die nächste Nacht schlief er wieder durch.
Mittlerweile steht es 1:1. 3x durchschlafen, 3x kurz melden. Einmal war er etwas länger wach, beruhigte sich aber trotzdem recht bald wieder.
Mittags das Selbe, im eigenen Bett, ohne Stillen: Anfangs war es schwer, weil sich das Zimmer nicht ganz verdunkeln ließ, und wehe dem Kind, wenn es irgendetwas entdeckt, was ihm helfen könnte, sich wach zu halten! Ich war sauer, er wollte nicht schlafen, wir haben nach 90 Minuten auf. Den 2. Mittag schlief er nach 15 oder 20 Minuten ein, mein Mann bastelte einen Karton ins Oberlicht, somit ist es fast ganz dunkel. Beim 3. Mal schlief er nach 5 Minuten ein. Bäm.
Ab und an, wenn Ben mich beim Umziehen oder duschen oben ohne sieht, schaut er mich an, sagt "Milch!" zeigt drauf und kichert. Ich sage, es ist leer, und er sagt: leer. Und dann geht er weiter und macht, womit er gerade beschäftigt war.
Und jetzt?
Ich muss mich daran gewöhnen, mich wieder ausstrecken zu können. Das fällt mir schwer, ich habe noch immer irgendwie das Gefühl, ich muss aufpassen. Auch selbst nicht herauszufallen, schließlich ist da nun Boden und kein weiteres (leeres...) Bett (für meine Beine und als Ablage für Kissen ;)) mehr. Ich hätte nicht gedacht, dass es alles funktioniert. Ich traue dem Frieden noch nicht so ganz. Sicher werden auch wieder schlimmere Nächte kommen, es fehlen noch 2 Zähne, Kinderkrankheiten, Alpträume, aber: Mein Bett gehört wieder mir und meine Brüste auch, meine Haare fallen wieder super toll aus, wie nach der Entbindung, hallo Hormone, da muss sich einiges umstellen, damit auch meine Hormone wieder die Beine ausstrecken können und es einsehen, dass die Sache mit der Milch nicht mehr ihr Job ist.Und morgens, mal gegen 6.30, mal gegen 7 steht nun ein kleines Menschlein mit seiner "Dedde" und der "Mauf" in der Hand vor meinem Bett steht, fragt "Mama? Buf?", kuschelt sich zu mir und schaut mit mir ein Bilderbuch an. Die Uhrzeit verkrafte ich natürlich nach einer selbst durchgeschlafenen Nacht besser, als 8.30 Uhr nach einer durchgestillten Nacht. Als mein Mann und ich überlegten, was wir am Abend machen wollen, grinsten wir uns an: "Boa, weisst du, was wir machen können!??!" ... "... Boa! JA! Das machen wir!!!" Und dan haben wir den ganzen Abend im Beft Serien geschaut. Und Süßkram gegessen. SO!
Klar, ein bisschen traurig bin ich, das Stillen hat ein Ende, und mein kleiner Mann wird so schnell so viel größer und selbständiger, was ja aber auch gut ist, und stolz bin ich sowieso.
das hört sich doch super an! hin und wieder hilft es ja hartnäckig zu bleiben, zumindest war es hier bei uns auch so als er meinte er müsste jede nacht zu uns kommen obwohl er vorher schon in seinem zimmer und auch jede nacht durchgeschlafen hat. man kann als mama ja doch ganz gut unterscheiden ob ein kind leidet oder es einfach nur aus trotz macht.
AntwortenLöschenich wünsch dir so gesehen wieder viele stunden schlaf die du jetzt nachholen kannst und ruhige nächte, die mit sicherheit auch dem kleinen sehr sehr gut tun!
und ich muß sagen, seitdem mein kleiner in seinem bett schläft und mich so gut wie jeden morgen über das babyphon oder direkt am bett mit einem "mama" und küsschen weckt ist das aufstehen gleich viel einfacher als nach einer durchweinten oder geschrieenen nacht
Oh Mann, ein kleines bisschen neidisch bin ich jetzt ja schon. Aber ich gönn es dir natürlich von ganzem Herzen.
AntwortenLöschenIch wünsche euch dass es weiterhin so toll klappt... Hach, sein eigenes Bett zu haben ist schon was Tolles.
Total verrückt, wie gut das klappt - und total toll! :)
AntwortenLöschenSuper gemacht und durchgehalten. :o)
AntwortenLöschenHartnäckigkeit und auch mal ertragen zahlt sich aus. Leider schaffen das nicht alle Mütter, wie ich beim babysitten oft mitbekomme und so ziehen sie sich kleine, verzeih mir, verzogene Gören groß und haben dann den Salat.
Naja... jetz kann ich toll reden, wer weiß wie ichs später mit meinen eigenen Würmern schaffe. xD
lg
zelakram.blogspot.com
Naja, das finde ich ganz schwierig. Ein Kind weinen lassen würde ich auch nicht, und für manche ist es halt einfach noch zu früh. Klar, man selbst weiß ganz gut wann das Kind nur zornig ist und wann es leidet. Aber vor 4 Monaten z.B. wäre das bei uns auch undenkbar gewesen, weil Ben richtig litt, wenn er nicht gestillt wurde, nachts. Darum habe ich den Versuch damals ja abgebrochen. Anderen Müttern dann fehlendes Durchhaltevermögen und "Kinder tanzen auf der Nase herum" zu unterstellen, finde ich da einfach ganz schwierig...
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