Montag, 19. November 2012

Auch wichtig

Ich will gar nicht sagen, dass alles super einfach und problemlos ist.

Irgendwie ist es das schon, wenn an mit gesundem Menschenverstand an die Sache rangeht. Es ist schön, wirklich, und ich finde, sooo viel anders ist es gar nicht "alles" (ihr kennt die Sprüche: "Mit einem baby verändert sich ALLES!!!"), aber dennoch:


Den ganzen Tag betüddelt man ein kleines Baby. Man springt auf, sobald es kräht, schunkelt hier, cremt da, ölt dort und rasselt, packt die Brüste in der Öffentlichkeit aus und lässt sich an der Kasse auch mal lächelnd vollkotzen. Man wacht mit Rückenschmerzen auf, weil man um das Baby herumgeschlafen hat und geht mit Nacken- und Armschmerzen ins Bett, weil man es den ganzen Tag herumtragen musste, das Ohr pfeift, nachdem das Baby einem ins Ohr geschrieen hat. Direkt ins Ohr.
Und das alles eigentlich pausenlos. Wenn das Baby schläft, macht man sich Sorgen, warum es auf einmal so lange schläft. Tut es ja sonst nicht. Wenn es wach ist, sorgt man sich, weil es nicht in den Schlaf findet. Und so weiter. Man isst zwischen Tür und Angel, und wenn man nicht viel Glück (= tiefer Babyschlaf oder ein gerne und gut kochender Mann!) hat, dann ernährt man sich von Pappe aus der Mikrowelle.
Bei alldem darf man nur eines nicht vergessen:
Sich selbst.
Darum habe ich meinem Mann heute auf die Arbeit geschrieben, dass er ihn (schreiend, mit Bauchschmerzen, Schlaf den tag über gerade mal 30 Minuten) mir heute unbedingt ein bisschen abnehmen muss. Nicht dieses "ich nehm ihn mal ein bisschen", was natürlich sowieso andauernd hier so praktiziert wird, so das sich ihn im Hintergrund weinen höre. Sondern ich meine "nimm ihn und tu so, als gäbe es mich eine zeitlang einfach nicht.".
Darum hat er den Kleinen nun eingepackt, in den Kinderwagen verfrachtet (unter Protest) und ist mit ihm raus.
Ich nutze die Zeit, um lange unbeantwortete Mails zu beantworten, mir die Babykotze von der Schulter zu waschen, Babyspucke aus den Haaren, und um ihn danach wieder gerne schreien zu hören.

(Glaube allerdings, das muss ich noch etwas üben, denn um erstmal "runterzufahren" und zu merken, dass ich nicht mit einem Ohr am Baby sein muss und mit beiden Händen tippen kann, oder mir Gedanken zu machen, ob er gerade weint und was mein Mann da wohl macht, oder denke, viel sinnvoller als hier zu bloggen wäre die vollgeschirrte Küche zu säubern.... brauche ich ungefähr so lange, bis die beiden wieder kommen.)


9 Kommentare:

  1. Du schreibst mir quasi aus der Seele, genau so fühle ich mich und ich danke Dir dafür!!

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  2. Toller ehrlicher Text. Ich finde es besser auch mal diese Seiten festzuhalten als immer nur die Positivmomente (wie in manchen Mama-Blogs).

    Und sei stolz auf Dich, dass Du es geschafft hast Dir eine Auszeit zu nehmen. Das beweist Stärke sich selbst gegenüber.

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  3. Ich hab ja keinerlei Erfahrung damit, aber ich glaube auch, dass das SO wichtig ist, sich auch mal Zeit für dich selbst zu nehmen.
    Genieß das, und versuch wirklich, dich ein bisschen zu entspannen! :*

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  4. Oooh, ja. Als Mami ist man mit den Gedanken IMMER bei dem Baby. Ist bei mir genauso, ob meine Maus nun bei mir weint oder bei meinem Mann ist ja eigentlich egal, aber ich bin doch beruhigter, wenn sie mich anheult.

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  5. Du hast es schön auf den Punkt gebracht! Genau so ist es! Genieß die kurze Zeit "ohne" und lass es dir gut gehen! Sing in der Dusche, iss in Ruhe, Trink einen Tee und lies ein bisschen Zeitung oder so ;)

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  6. Es tut unglaublich gut solch einen Beitrag zu lesen. Denn genau so ist das Leben mit einem Baby. Ein paar (wenige) Ausnahmebabys mag es wohl geben aber die meisten sind doch so wie du es beschrieben hast. Und das ist nicht negativ gemeint, denn wir lieben sie dafür das sie so sind aber wir brauchen auch mal etwas Ruhe. Ruhe um die nächste Schunkeleinheit wieder mit einem Lächeln zu meistern.

    Zum Glück läuft es hier ähnlich unkompliziert, was die Arbeitsteilung angeht!

    PS: Diese Zeilen sollten vielleicht mal alle Baldmamis lesen, die noch glauben das alles nur wie in manchen Serien/Blogs beschrieben abläuft, nämlich nur *rosarot/jungsblau*, immer gestylt und halt wie im Film ;-)

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  7. Genau so!!
    Ich bin ja immer allein, weil mein Mann so super Arbeitszeiten hat und da bin ich manchmal abends auch echt geschafft.
    Heute hab ich dann mal eine ganze Stunde in der Badewanne verbracht, als das Baby geschlafen hat.
    Für's kommende Wochenende hab ich das Versprechen, dass er mit ihr spazieren geht und ich mal meine Ruhe habe.
    Und was hab ich mich immer auf die Rückbildung gefreut...

    Ich werde jetzt übrigens einen Babysitter kontaktieren, damit ich mal die Möglichkeit hab Zeit allein oder mit dem Mann zu verbringen.

    Man muss als Mama auch an sich denken! Man ist immernoch ein eigener Mensch.

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  8. So richtig erholsam ist es einfach nicht, wenn man das Baby im anderen Zimmer meckern oder schreien hört. Erholsam ist es, wenn man mal wirklich ne Zeit nur für sich hat und nichts anderes mitbekommt. Mein Herzblatt nimmt den Zwerg zwar, aber irgendwie schafft er es nicht, mich mal eine halbe Stunde in Ruhe zu lassen. Entweder plagen ihn Fragen oder zuuufällig dann muss er auf Toilette.. oder was auch immer. Und ist er mal draußen mit meiner Kleinen, dann mach ich hier rum, da rum, denn es bleibt immer etwas liegen und dann ist die Zeit wieder rum, ohne dass ich mal einfach nix getan habe oder mich entspannen konnte.
    Es ist aber so beruhigend zu lesen, dass da andere ähnliche Erfahrungen machen. Puh! :) Dein Post ist so unglaublich echt, ehrlich und trifft den dings punktgenau... Stilldemenz - verzeihung. :D

    Liebe Grüße
    Tanja

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